Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit
From Ius
Allgemeines
a) Geschichte
Dieses Grundrecht ist neu und stellt eine Reaktion auf Folter, Sterilisation, Euthanasie und Genozid dar.
b) Funktionen
Dieses Grundrecht ist Abwehrrecht und zugleich Schutzauftrag.
Abwehrrecht
a) Schutzbereich
Unter Leben ist das körperliche Daseinm dh die biologische-physische Existenz, zu verstehen.
Das Recht auf Leben beginnt bereits vor der Geburt. Umstritten ist ob, das Leben nach herrschender Lehre und Rechtsprechung mit der verschmelzung von Ei und Samenzelle beginnt oder nach einer anderen Ansicht mit der Ausbildung des Bewusstseins. Gegen die zweite Ansicht soll das Kontinuitätsargument sprechen. Dementsprechend modifiziert die h.L. ihre Position dahingehend, dass der Schutz des Lebens lediglich kontinuirlich wirkt.
(Fink, Jura 00 210 ff.)
Das Recht auf Leben schließt als negatives Freiheitsrecht auch das Recht auf Selbstmord mit ein.
Über die körperliche Unversehrtheit hinaus ist auch mit Blick auf die Menschenwürde auch die geistige Unversehrtheit geschützt.
b) Eingriffe
Todesstrafe, finaler Rettungsschuss, Pflicht zu lebensgefährdenden in Bund, Polizei und Feuerwehr, Euthanasie, Impfzwang, Menschenversuche, …
c) Rechtfertigung
Es gilt ein Gesetzesvorbehalt der idR nach der Wesentlichkeitstheorie auch ein Parlamentsvorbehalt ist.
d) Schranken-Schranke
Speziell sind hier § 104 GG I 2 und § 102 GG.
Inwiefern greift hier das Wesentlichkeitsgebot nach § 19 GG IV? Der wesentliche Gehalt des Grundrechts muss zumindest abstrakt generell gegeben sein.
Schutzrecht und Schutzpflicht
Das Recht auf Leben verlangt die Bedeutendste Schutzpflicht des Staates. Es gilt das Untermaßverbot.
Die Schutzpflicht verlangt vom Staat Maßnahmen gegen Eingriffe durch diesen selber oder durch Dritte.
Das Schutzrecht gewährt einen Anspruch auf ein Mindestmaß auf medizinische Versorgung und soziale Fürsorge.
In der Umsetzung des Schutzauftrages ist dem Staate ein weiter Ermessensspielraum gegeben. Dies gilt insbesondere in problematischen Kollisionsfällen wie bei der Schleyer-Entführung.